Höherer Dienst (Laufbahngruppe 2.2)
Der höhere feuerwehrtechnische Dienst stellt die oberste Führungsebene im Feuerwehrwesen dar. Angehörige dieser Laufbahn sind in leitenden und strategischen Positionen tätig – beispielsweise als Leiter einer Berufsfeuerwehr, Abteilungsleiter in Ministerien oder Führungskraft im Katastrophenschutz.
Voraussetzungen
-
Abgeschlossenes Diplom- oder Masterstudium in einem technischen, naturwissenschaftlichen oder feuerwehrrelevanten Fachbereich
-
Deutsche Staatsangehörigkeit oder Staatsangehörigkeit eines EU-Mitgliedstaates
-
Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung
-
Höchstalter: 35 Jahre
-
Fahrerlaubnis Klasse B
-
Deutsches Sportabzeichen und Deutsches Schwimmabzeichen (Bronze)
-
Gesundheitliche Eignung für den Feuerwehrdienst (einschließlich Atemschutztauglichkeit G26.3)
-
Einwandfreies Führungszeugnis
-
Technisches Verständnis und analytisches Denken wie bei Ingenieuren und Naturwissenschaftlern
-
Soziale Kompetenz und Führungstalent im Umgang mit Mitarbeitenden
-
Fähigkeit zu interdisziplinärem Arbeiten und ganzheitlichem Problemlösungsansatz
* Aufstieg aus dem gehobenen Dienst ist möglich!
Vorbereitungsdienst
Im Vergleich zu den anderen Laufbahnen findet der Vorbereitungs dienst im höheren feuerwehrtechnischen Dienst deutschlandweit statt und wird zentral organisiert. Der Vorbereitungsdienst dauert 24 Monate.
* Aufsteiger aus dem gehobenen Dienst steigen ab Modul 3.1 ein. Für Aufsteiger dauert der Vorbereitungsdienst 12 Monate.
1. Grundausbildung
1.1 Grundausbildungsmodul
-
Dauer: 22 Wochen
-
Ort: nach Vorgabe der Dienststelle
Im Grundausbildungslehrgang erlernen die Brandreferendarinnen und Brandreferendare die grundlegenden Tätigkeiten für die Wahrnehmung der Aufgaben eines Truppführers bzw. einer Truppführerin. Dazu gehören:
-
Brandbekämpfung
-
Technische Hilfeleistung
-
ABC-Gefahrenabwehr
Zusätzlich wird eine Ausbildung zum Rettungshelfer (NRW) absolviert, inklusive eines 80-stündigen Rettungswachenpraktikums. Die Ausbildung erfolgt dezentral bei verschiedenen Feuerwehren.
1.2 Kompetenznachweis und -angleichung
-
Dauer: 1 Woche
-
Ort: Staatliche Feuerwehrschule (SFS) Regensburg
-
Unterstützung: Hessische Landesfeuerwehrschule (HLFS) Kassel
Dieses Modul dient der Anpassung des Wissens aus den dezentralen Grundausbildungen und dem Nachweis der Truppführerbefähigung. Außerdem erfolgt die Prüfung zum Rettungshelfer bzw. Rettungshelferin.
2. Taktische Führungsausbildung
2.1 Zentrales Ausbildungsmodul – Taktische Führung I
-
Dauer: 5 Wochen
-
Ort: SFS Regensburg
-
Unterstützung: HLFS Kassel
Die Auszubildenden werden auf die Wahrnehmung von Führungsaufgaben Führungsstufe A vorbereitet. Inhalte:
-
Ausbildung zum Gruppenführer / Gruppenführerin
-
Grundlagen der Menschenführung
-
Ausbildungslehre
2.2 Dezentrales Praxismodul – Einsatzdienst als Gruppenführer/in
-
Dauer: 8 Wochen
-
Ort: nach Vorgabe der Dienststelle
Die Auszubildenden wenden die erlernten Fähigkeiten in der Praxis an und übernehmen unter Aufsicht die Aufgaben eines Gruppenführers oder einer Gruppenführerin. Auch Präventionstätigkeiten, wie Brandsicherheitswachen, sind Bestandteil.
2.3 Zentrales Ausbildungsmodul – Taktische Führung II
-
Dauer: 8 Wochen
-
Ort: HLFS Kassel
-
Unterstützung: SFS Bayern
Ausbildung zum Führen von taktischen Einheiten der Führungsstufen B und C, einschließlich:
-
Zugführer / Zugführerin
-
Verbandsführer / Verbandsführerin
-
ABC-Einsatzleitung
-
Einsatzabschnittsleiter Rettungsdienst
2.4 Dezentrales Praxismodul – Einsatzdienst als Zugführer/in & Verbandsführer/in
-
Dauer: 8 Wochen
-
Ort: nach Vorgabe der Dienststelle
Praxisphase zum Führen von Zügen und Verbänden. Enthält Hospitationen in der Einsatzplanung.
3. Strategische Führungsausbildung
3.1 Zentrales Ausbildungsmodul – Personal- und Sozialkompetenz, Projektmanagement
-
Dauer: 5 Wochen
-
Ort: IBK Heyrothsberge
-
Unterstützung: LFKA Rheinland-Pfalz, Thüringer LFKS, Feuerwehrakademie Hamburg
Fokus auf Soft Skills:
-
Personalführung
-
Konflikt- und Zeitmanagement
-
Projektmanagement
Außerdem Ausgabe der Themen für Facharbeiten.
3.2 Dezentrales Praxismodul – Personal- und Sozialkompetenz, Projektmanagement
-
Dauer: 9 Wochen
-
Ort: nach Vorgabe der Dienststelle
Anwendung der Soft Skills in den Bereichen: Personal, Bedarfsplanung, Prävention, Technik, Öffentlichkeitsarbeit. Vertiefung der Einsatzerfahrung Führungsstufe C (Verbandsführer).
3.3 Zentrales Ausbildungsmodul – Recht und Management
-
Dauer: 7 Wochen
-
Ort: Verwaltungsakademie Berlin / Feuerwehrakademie Hamburg
Vermittlung relevanter Rechtsgrundlagen:
-
Verfassungs- und Verwaltungsrecht
-
Einsatzrecht
-
Haushalts- und Vergaberecht
-
Betriebswirtschaft und Qualitätsmanagement
3.4 Dezentrales Praxismodul – Recht und Management
-
Dauer: 8 Wochen
-
Ort: nach Vorgabe der Dienststelle
Praktische Anwendung der Inhalte in Verwaltungsbehörden oder privaten Organisationen (z. B. obere und oberste Aufsichtsbehörden).
3.5 Zentrales Ausbildungsmodul – Strategische Führung und Leitung
-
Dauer: 9 Wochen
-
Ort: IdF NRW Münster / LFS BW Bruchsal
-
Unterstützung: Feuerwehrakademie Hamburg
Vorbereitung auf Führungsstufe D:
-
Leitung interdisziplinärer Gremien
-
Führungsentscheidungen unter Zeitdruck
-
Einführung in den europäischen Katastrophenschutz
-
Gefahrenprävention bei baulichen Anlagen und Veranstaltungen
3.6 Dezentrales Praxismodul – Strategische Leitung und Führung
-
Dauer: 10 Wochen
-
Ort: nach Vorgabe der Dienststelle
Praxisphase: Mitarbeit in Führungsstufe-D-Gremien, Krisenmanagement, Gefahrenprävention, z. B. AGBF.
4. Vertiefungsphase und Laufbahnprüfung
4.1 Dezentrales Praxismodul – Vertiefung
-
Dauer: 4 Wochen
-
Ort: nach Vorgabe der Dienststelle
Vertiefung aller erlernten Inhalte. Möglichkeit zur Hospitation bei anderen BOS-Behörden oder ausländischen Feuerwehren.
4.2 Laufbahnprüfung
-
Dauer: 1 Tag
-
Ort: IdF NRW Münster
Die Prüfung besteht aus:
-
Schriftlicher Teil: Facharbeit + zwei Klausuren
-
Mündlicher Teil: Verteidigung der Facharbeit, Verbandsführer-Planübung, Fallbearbeitung (Gefahrenprävention / Amtsführung)
Nicht bestandene Prüfungen können einmal wiederholt werden. Der Vorbereitungsdienst endet mit Bekanntgabe des Gesamtergebnisses und einer feierlichen Abschlussveranstaltung am IdF NRW Münster.
Tätigkeiten
Angehörige des höheren feuerwehrtechnischen Dienstes übernehmen leitende und strategische Aufgaben im gesamten Feuerwehrwesen. Sie arbeiten in Berufsfeuerwehren, Freiwilligen Feuerwehren mit hauptamtlichen Kräften, Werkfeuerwehren, Bundeswehrfeuerwehren, Ministerien, Aufsichtsbehörden, Landkreisen, Bezirksregierungen, Regierungspräsidien und Feuerwehrschulen.
Im Innendienst leiten sie Fachabteilungen oder gesamte Feuerwehren und sind verantwortlich für Personalmanagement, Mitarbeiterentwicklung, Organisations- und Prozessoptimierung, Mittel- und langfristige Bedarfsplanung, strategische Richtungsentscheidungen, die Weiterentwicklung von Feuerwehrtaktik und -technik sowie die Finanz- und Haushaltsplanung. Darüber hinaus begleiten sie Bauprojekte im Rahmen der Gefahrenprävention und übernehmen in Aufsichtsbehörden die fachliche und rechtliche Überwachung der Feuerwehren in ihrem Zuständigkeitsbereich. Sie erstellen überregionale Konzepte der Gefahrenabwehr, entscheiden über Zuwendungen und wirken an Gesetzen, Verordnungen und Erlassen mit. An Landesfeuerwehrschulen übernehmen sie Führungsaufgaben, leiten Schulen oder gestalten die Ausbildung der Feuerwehren mit.
Im Einsatzdienst führen sie große oder besondere Lagen, wie Großschadensereignisse oder Katastrophen, als Einsatz- oder Abschnittsleiter und wirken in Führungsstäben mit. In Werkfeuerwehren berücksichtigen sie spezielle Gefährdungen des Betriebs, z. B. in Raffinerien, Chemie- oder Automobilwerken, und übernehmen Aufgaben im Abstellungsmanagement, der Werkssicherheit oder Spionageabwehr. Bundeswehrfeuerwehren unterliegen besonderen wehrtechnischen Anforderungen, die spezielles taktisches und technisches Wissen erfordern.
Bei der Vertretung nach außen repräsentieren sie die Feuerwehr gegenüber politischen Gremien, Behörden, Verbänden und der Öffentlichkeit. Sie beteiligen sich an Normungsprozessen, arbeiten in überregionalen Fachgremien mit (z. B. AGBF, vfdb, DFV, WFV, AFKzV) und leisten Beiträge im fachlichen Diskurs, z. B. durch Publikationen.
Darüber hinaus übernehmen sie weitere Aufgaben, wie die Initiierung und Betreuung von Forschungsprojekten im Bereich der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr, die aktive Mitwirkung in der Ausbildung der Feuerwehren sowie Funktionen in Prüfungsausschüssen. Dadurch tragen sie maßgeblich zur Weiterentwicklung des Feuerwehrwesens auf organisatorischer, taktischer und strategischer Ebene bei.
Keine Kommentare vorhanden
Keine Kommentare vorhanden